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  1. Christina Linge

Interview mit Christina Linge

Christina Linge
Berufskraftfahrer/in
19 Jahre
1. Ausbildungsjahr
Eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer ist nur was für Männer? Nicht mit Christina Linge!

Die Schule ist vorbei, der Abschluss ist gemacht. Und nun? Nun soll man entscheiden, was man einmal beruflich machen möchte. Man soll ohne viele Vorkenntnisse über die Arbeitswelt und deren Vielfältigkeit festlegen, welche Tätigkeit einen über viele Jahre begleiten soll. Das ist sicher eine der schwersten Entscheidungen im Leben. Woher soll man schließlich wissen, welcher Job am Besten zu einem selbst passt? Und das auch noch, bei der großen Auswahl an Berufen und Karrieremöglichkeiten?

Christina, wie bist du auf die Berufswahl der Ausbildung zur Berufskraftfahrerin gekommen?

Ich habe diesen Beruf aus voller Überzeugung für mich gewählt. Ich bin schon viel im LKW unterwegs gewesen. Ein Freund meines Vaters ist auch Berufskraftfahrer. An Wochenenden und in den Ferien durfte ich immer mal wieder mit ihm fahren. Diese Zeit hat mir klar gemacht, dass es genau das ist, was auch ich machen möchte. Diese großen Maschinen lösen in mir Faszination aus und es begeistert mich einfach, was ein Mensch damit alles bewegen kann.

Dein gewählter Beruf gilt meist eher als "Männerberuf", wie ist das für Dich?

Ich benötige als Frau ein großes Durchsetzungsvermögen, um bestehen zu können. Und an vielen Stellen muss ich mich noch mehr beweisen wie jeder Mann, um ernst genommen zu werden. Vorurteile gehören zur Tagesordnung. Dass ich als Frau das eh nicht hinbekomme, höre ich regelmäßig. Aber das zieht mich nicht runter, ganz im Gegenteil. Es macht für mich einen gewissen Reiz aus, zu beweisen, dass ich als Frau das erst Recht kann. Wir brauchen uns nicht vor den zu Männern verstecken. Und selbst wenn ich doch einmal für etwas zu klein bin oder es zu schwer ist, ich weiß mir schon zu helfen :)

Wie bist du an Deinen Ausbildungsplatz gekommen?

An der Tatsache, dass ich diesen Ausbildungsplatz erhalten hat, ist auch mein jetziger Ausbilder Andreas Schönhardt nicht ganz „unschuldig". Er entdeckte einen Aufruf von mir auf sozialen Medien, den ich geschaltet hatte, um einen Ausbildungsplatz in meinem Traumberuf zu finden. Andreas Schönhardt erkannte mein Potenzial und setzte sich für mich ein. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich nun unter der Leitung von Herr Schönhardt die Ausbildung machen darf. Er ist nicht nur ein sehr fürsorglicher Ausbilder, man spürt auch, dass er seinen Job lebt und liebt. Das sorgt für ein tolles Arbeitsklima und ich möchte fast schon sagen, dass er ein gewisses Vorbild für mich ist.

Wie empfindest du das Arbeitsklima?

Es ist eine sehr angenehmen Zusammenarbeit mit allen Kollegen. Auch wenn der Ton zwischen den LKW-Fahrern einmal rauer werden kann, so fühle ich mich doch immer unterstützt. Man ist hier untereinander ehrlich und das schätze ich sehr. Man kann gerade heraus sagen, wenn einem etwas nicht passt, ohne dass man es sich gegenseitig übel nimmt.

Was muss man für diese Ausbildung mitbringen?

Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Berufskraftfahrerin, bei guten Leistungen besteht die Möglichkeit der Verkürzung. Eine Ausbildungszeit, in der ich viel lernen muss. Der Beruf ist wesentlich komplexer, als es ihm nachgesagt wird. Es reicht nicht, sich einfach hinters Steuer zu setzen, da gehört schon wesentlich mehr dazu. Zunächst werden in der Ausbildung vom Unternehmen aus der LKW-Führerschein, der Kranschein, der Staplerschein und eine ADR-Schulung (Gefahrgutschulung) gemacht. In der Schule werden den Auszubildenden außerdem theoretische Kenntnisse beispielsweise über die richtige Kommunikation mit Kunden, über ihre Rechte und Pflichten als Berufskraftfahrer und auch Business-English, speziell auf diesen Beruf zugeschnitten, übermittelt. Darüber hinaus muss ein guter Berufskraftfahrer über Produktkenntnisse von den zu transportierenden Gütern, Fahrzeugkenntnisse, ein Händchen im Kundenumgang, Gefahrgutkenntnisse, Ladungssicherheitswissen, einen guten Orientierungssinn, Verantwortungsbewusstsein und Selbstsicherheit verfügen. Das alles sind Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ich mir in der Ausbildungszeit aneignen werde. In der Schule habe ich schon mitbekommen, dass einige meiner Mitschüler in den ersten Monaten ihrer Ausbildung nur den LKW waschen dürfen. Ich bin sehr froh darüber, dass das hier nicht so ist. Ich durfte gleich von Anfang an bei allem mit dabei sein und selbstständig mit anpacken. Das ist ein tolles Gefühl und so lernt es sich am besten.

Was sind deine Erwartungen an die Ausbildungszeit?

Ich freue mich auf das, was mich hier noch alles erwartet und was ich noch alles lernen werde. Wenn die Ausbildung so weiter geht, wie sie begonnen hat, dann bin ich auf jeden Fall glücklich.