Ausbildung als Notfallsanitäter/in

Empf. Schulabschluss:
Mittlere Reife
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Arbeitszeit:
Schichtdienst
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Notfallsanitäter/in Berufsbild

Wenn der 160.000 Euro teure Rettungswagen der Notfalldienste mit manchmal über 100 Kilometern pro Stunde durch die Straßen fährt, sind die Notfallsanitäter im Einsatz: Präzise arbeiten sie im 7 Quadratmeter großen Behandlungszimmer auf vier Rädern und behandeln Patienten – völlig gleich, ob es sich dabei um einen Kreislaufzusammenbruch handelt, oder aber um einen Herzinfarkt. Für ihre Arbeit zählt jede Minute, denn in Deutschland ist es gesetzlich festgelegt, dass jeder Einsatzort innerhalb von maximal zwölf Minuten erreicht werden muss.

Zur Info: Der Beruf Notfallsanitäter hat den Rettungsassistenten 2014 abgelöst und ist nun die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Rettungsassistenten müssen sich bis 2021 weiterqualifizieren.

Was macht ein Notfallsanitäter?

Einsätze entgegennehmen: Sobald ein Einsatzauftrag in der Rettungsleitstelle bzw. der Rettungswache eingegangen ist, fahren die Notfallsanitäter mit dem Rettungswagen zum Einsatzort. Wenn es sich bei den Einsätzen um Unfälle oder akute Notfallsituationen handelt, setzen die Einsatzkräfte Martinshorn und Blaulicht ein, um von anderen Verkehrsteilnehmern besser wahrgenommen zu werden und so schnell wie möglich zum Notfallort zu gelangen.

Medizinische Erstversorgung leisten: Am Notfallort angekommen, leisten Notfallsanitäter Erste Hilfe und beurteilen den akuten Gesundheitszustand der Patienten: Ist der Zustand lebensbedrohlich? Muss ein Notarzt gerufen werden oder weitere Einsatzkräfte mit speziellen Geräten? Sofern es notwendig ist, dass ein Notarzt zur Notstelle kommt, übernehmen die Notfallsanitäter bis zur Ankunft die Versorgung der Person. Je nach Situation beatmen sie Patienten, stillen Blutungen und verabreichen Medikamente.

Informationen sammeln: Für die richtige Versorgung ist es enorm wichtig, zu wissen, was dem Patienten fehlt. Dazu erfragen die Notfallsanitäter bei den Patienten oder Anwesenden, was vorgefallen ist. Worüber klagt die Person? Welche Schmerzen verspürt er oder sie? Es zählen dabei nicht nur medizinische Kenntnisse, sondern vor allem Zusammenhänge: Aus dem Kontext können die Notfallsanitäter oft ableiten, woher beispielsweise ein bestimmter Schmerz kommt.

Patiententransporte durchführen: Eine der wichtigsten Fragen, die sich am Notfallort stellt, ist, ob die Person transportfähig ist. Sollte beispielsweise der Zustand so kritisch sein, dass der Patient nicht ohne Risiko zum nächsten Krankenhaus gebracht werden kann, muss sie zunächst stabilisiert und transportfähig gemacht werden. Sobald dies der Fall ist, nutzen die Notfallsanitäter Tragen, um den Patienten im Fahrzeug zu platzieren. Während der Fahrt überwachen sie die Vitalzeichen – also die Atmung und den Kreislauf –, dokumentieren sie elektronisch und übermitteln diese direkt an das Krankenhauspersonal, sodass diese sich auf die Ankunft vorbereiten kann. Im Fall einer Not-Operation kann so zum Beispiel bereits der Operationssaal vorbereitet werden.

Fahrzeug und Geräte desinfizieren: Um die strengen hygienischen Vorschriften und damit die Gesundheit der Menschen sicherzustellen, muss nach jeder Fahrt mit dem Krankenwagen alles gründlich gereinigt werden: Mithilfe von Desinfektionsmitteln und Dampfreinigern säubern Notfallsanitäter das Transportfahrzeug von oben bis unten.

Telefondienst auf der Rettungsleitstelle übernehmen: Als Notfallsanitäter nimmt man nicht nur Tätigkeiten im Einsatzfahrzeug wahr, sondern wird auch für den Telefondienst eingeteilt. Dann empfängt man Notrufe in der Rettungsleitstelle oder Rettungswache und informiert – auch disponiert genannt – die Einsatzkräfte, sodass sie zum Notfallort fahren.

Info: Rettungskräfte unterscheiden zwischen zwei Arten von Einsätzen: Primäreinsätze und Sekundäreinsätze. Bei einem Primäreinsatz geht es um die Notfallrettung, also die akute Versorgung von Personen am Notfallort, beispielsweise bei Unfällen. Unter einem Sekundäreinsatz versteht man die Krankentransporte von Personen.

Deine Aufgaben auf einen Blick

  • Notärzten assistieren
  • Angehörige betreuen
  • Patienten und Unterlagen an das Krankenhauspersonal übergeben
  • Fahrzeuge kontrollieren und evtl. Reparaturarbeiten veranlassen
  • Medikamente und medizinisches Zubehör auffüllen

Warum sollte man Notfallsanitäter werden?

Den Bedarf an Fachkräften im Gesundheitswesen, die bei Notfällen Erste Hilfe leisten, wird es immer geben. Als Notfallsanitäter hat man also ausgezeichnete Zukunftsaussichten – du ergreifst einen Beruf mit Zukunft. Was auch entscheidend ist: Das Berufsbild bedeutet die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst. Zudem stehen einem einige Weiterbildungsmöglichkeiten offen, die die Aussichten auf einen besseren Verdienst mit sich bringen.

Wusstest du schon, dass …

… die Abkürzung für den Notfallsanitäter Not San ist?

Wo kann ich als Notfallsanitäter arbeiten?

Notfallsanitäter und -sanitäterinnen arbeiten bei Rettungsdiensten, Krankentransportdiensten und bei der Feuerwehr. Nach dem Deutschen Roten Kreuz sind die Feuerwehren der zweitgrößte Anbieter in diesem Berufsbereich. In Deutschland gibt es darüber hinaus verschiedene Hilfsorganisationen und auch private Rettungsdienstunternehmen, die sich mit dem sogenannten bodengebundenen Rettungsdienst beschäftigen, oder auf Sondergebiete wie Luft-, Berg- Höhlen- oder Wasserrettung spezialisiert haben. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Dienste wird in den Bundesländern und Landkreisen koordiniert.

Deine Einsatzorte auf einen Blick

  • Rettungsdienst
  • Krankentransportdienst
  • Feuerwehr
  • Blutspendedienst

Wie sind die Arbeitszeiten als Notfallsanitäter?

Notfallsanitäter sind rund um die Uhr im Einsatz, was bedeutet, dass sie im Schichtdienst werktags sowie am Wochenende arbeiten. Sie haben zudem Bereitschaftsdienst, bei dem sie in Rettungswachen und -leitstellen auf ihre Einsätze warten.

Arbeitszeiten

  • 40 Stunden
  • Werktags, am Wochenende

Welche Arbeitskleidung tragen Notfallsanitäter?

In diesem Beruf ist das Tragen von Arbeitskleidung enorm wichtig: Die Uniformen der Rettungskräfte sind absichtlich in Signalfarben gehalten, sodass sie von anderen Menschen erkannt und beachtet werden. Neben robusten Hosen und Jacken gehört auch festes Schuhwerk, wie Stiefel, zur Arbeitskleidung dazu.

Geräte, die dir im Arbeitsalltag begegnen

  • Beatmungsgerät
  • Beatmungsbeutel
  • EKG
  • Absaugpumpe
  • Fieberthermometer
  • Blutdruckmanschetten

Was muss ich für ein Typ sein, um Notfallsanitäter zu werden?

Sportler: Da der Beruf des Not Sans anstrengend sein kann, musst du eine gute körperliche Fitness mitbringen – ob du Erkrankte mehrere Stockwerke mit einer Trage befördern wirst, oder aber einen Menschen reanimieren, also wiederbeleben, musst.

Teamplayer: Im Wagen arbeitest du nicht nur mit deinen Kollegen von der Rettungswache eng zusammen, sondern assistierst auch den Notärzten. Teamgeist ist deshalb eine Voraussetzung für diese Tätigkeit.

Helfer: Du hast wortwörtlich keine Berührungsängste, in engem Kontakt zu anderen Leuten zu stehen und Verletzte oder Erkrankte zu versorgen. Dein Feingefühl hilft dir sogar dabei, Situationen einzuschätzen und andere zu beruhigen.

Wusstest du schon, dass...

  • der Beruf Notfallsanitäter seit dem 01. Januar 2014 den Rettungsassistenten abgelöst hat?
  • das Martinshorn im Fachjargon eigentlich Folgetonhorn heißt? Martinshorn bezieht sich auf das Unternehmen „Deutsche Signal-Instrumenten-Fabrik Max B. Martin“, das eine Zeit lang exklusiv Folgetonhörner hergestellt hat.
  • an fast jedem Ort in Deutschland innerhalb von 15 Minuten ein Rettungshubschrauber eintreffen kann?
  • zwischen dem Eingang eines Notrufes und der Alarmierung der Einsatzkräfte im Rettungsdienst durchschnittlich 1 Minute vergeht?
  • die Abkürzung für den Notfallsanitäter NotSan ist?

Wie läuft die Ausbildung als Notfallsanitäter ab?

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist eine dreijährige schulische Ausbildung, die deutschlandweit durch das Notfallsanitätergesetz geregelt ist. Im Gegensatz zu anderen schulischen Ausbildungsberufen findet sie allerdings nicht nur in speziellen Berufsfachschulen statt, sondern beinhaltet auch die praktische Ausbildung – etwa vergleichbar mit Praktika – im Rettungsdienst und in verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses.

Tatsächlich verbringen die Auszubildenden mehr als die Hälfte ihrer Ausbildungsdauer im praktischen Dienst. Die Ausbildung beginnt zunächst mit wochenlangen theoretischen Lerneinheiten in der Schule, bevor die Auszubildenden die Rettungskräfte an einer Lehrrettungswache unterstützen.

Wusstest du schon, dass …

… in Deutschland täglich 30.000 Mal der Notruf alarmiert wird?

Was lernt ein Notfallsanitäter in der Berufsschule?

In speziellen Berufsfachschulen lernen die angehenden Notfallsanitäterinnen und -sanitäter die Grundlagen für ihre zukünftige Arbeit, welche in insgesamt zehn Lernfelder gegliedert sind. Das medizinische Wissen, zu dem das Legen von Venenkanülen zählt, führen sie zunächst an Übungsprothesen durch, sodass sie keine Menschen dabei verletzen. Gruppenarbeiten und Simulationen stehen in den Berufsfachschulen ganz oben auf dem Lehrplan.

1. Ausbildungsjahr:

Lebensbedrohliche Zustände erkennen und bewerten sowie einfache lebenserhaltende Maßnahmen durchführen

Zum Grundlagenwissen der Auszubildenden gehört das Einschätzen der Notfallsituationen: Wie geht es dem Patienten? Was kann getan werden, um den Zustand zu verbessern? Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um den Patienten zu stabilisieren?

Die Einsatzbereitschaft verschiedener Rettungsmittel herstellen und erhalten

Um einen reibungslosen Ablauf der Einsätze sicherzustellen, lernen die Azubis, was sie bei der Vorbereitung und Nachbereitung beachten müssen: Sind alle nötigen Medikamente im Rettungswagen aufgefüllt worden? In welchem Zustand ist der Wagen? Sie überprüfen den Zustand der Geräte und tauschen sie, wenn nötig, aus.

2. Ausbildungsjahr:

Bei Notfalleinsätzen assistieren und erweiterte notfallmedizinische Maßnahmen durchführen

In Teamarbeit analysieren die Auszubildenden den Zustand des Patienten und beurteilen, welche Schritte eingeleitet werden. Im Unterricht wird das sogenannte ABCDE-Schema thematisiert, welches den Ablauf der Notfallhilfe veranschaulicht: Atemwege (Airway) kontrollieren, Atmung ( Breathing) beobachten, Kreislauf (C irculation) checken, neurologische Defizite (Disability) feststellen und weitere Faktoren (Exposure) analysieren. Sie führen außerdem die Anweisungen der Notärzte, bzw. der Praxisanleiter, aus.

Patienten, Angehörige, Kollegen sowie Dritte unterstützen und beraten

Kommunikation ist ein entscheidender Faktor bei der Arbeit der Notfallsanitäter: In der Berufsschule üben die Azubis aus diesem Grund, wie sie richtig mit Patienten und Angehörigen sprechen, um sie zu beruhigen, sowie über medizinische Vorgänge zu informieren.

3. Ausbildungsjahr:

In komplexen fachdienstübergreifenden Einsatzlagen selbständig arbeiten

Im dritten Ausbildungsjahr werden die Azubis auf eventuelle Ausnahmesituationen im Dienst vorbereitet und erfahren, wie sie sich verhalten müssen, wenn beispielsweise ein Katastrophenfall eintritt. In solchen Sonderfällen arbeiten dann verschiedene Rettungsdienste und Behörden zusammen und müssen koordiniert werden, weshalb die angehenden Notfallsanitäter lernen, welche Rollen sie dementsprechend einnehmen.

Was lernt ein Notfallsanitäter in der Praxis?

Da es sich beim Notfallsanitäter um einen extrem praxisorientierten Beruf handelt, geht es im praktischen Teil der Ausbildung kurz gesagt um eines: Die Themenbereiche aus der Berufsschule in die Tat umsetzen. Im Rettungsdienst oder in verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses kommen die angehenden Notfallsanitäter zum Einsatz und assistieren an der Rettungswache oder einer Rettungsdienststelle und sind bei Einsätzen der Notfallrettung dabei.

Du solltest Notfallsanitäter/in werden, wenn …

  1. du Leben retten möchtest.
  2. dein Kopf auch im größten Chaos kühl bleibt.
  3. Arbeit am Wochenende oder in der Nacht nichts ausmacht.

Du solltest auf keinen Fall Notfallsanitäter/in werden, wenn …

  1. dir beim Blutabnehmen schon schlecht wird.
  2. das Martinshorn dir zu laut ist.
  3. du einen Bürojob haben möchtest.