Ausbildung als Orthopädieschuhmacher/in

Empf. Schulabschluss:
Mittlere Reife
Ausbildungsdauer:
3,5 Jahre
Arbeitszeit:
werktags
Du interessierst dich für diesen Beruf?

Orthopädieschuhmacher/in Berufsbild

Was machen Orthopädieschuhmacher?

Ohne ihn geht nichts – beziehungsweise niemand. Die Rede ist vom Orthopädieschuhmacher. Denn wenn der Schuh drückt, ist er zur Stelle. Ob Fußfehlstellung, Gehbehinderung oder die Optimierung des Bewegungsapparates: Entscheidest du dich für eine Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher, hilfst du Kunden mit den unterschiedlichsten Anliegen. In deiner Ausbildung trifft dabei Tradition auf Hightech. Denn auf Grundlage modernster Orthopädietechnik wie etwa dem 4-D-Wirbelsäulenscan entwickelst du Einlagen oder fertigst Schuhe an. Dazu erlernst du die traditionelle Handwerkskunst eines Schuhmachers und schleifst, nagelst, zwickst und sägst. Als Orthopädieschuhmacher stehst du übrigens nicht nur in direktem Kundenkontakt, sondern tauschst dich auch regelmäßig mit Medizinern, Orthopäden und Chirurgen aus. Mit deinem geschulten Blick auf ihre Füße kannst du sie dann ganz lässig fragen: Und, wie geht’s?

Wie läuft die Ausbildung als Orthopädieschuhmacher ab?

Der Orthopädieschuhmacher ist ein Beruf mit Zukunft – fast jeder Dritte hat hierzulande eine Fußfehlstellung, die zu Knie- und Rückenschmerzen führen kann. Und auch jede Menge Sportler wollen noch das gewisse Extra aus sich herauskitzeln und ihre Leistung optimieren. Das heißt: Für dich gibt es jede Menge zu tun. Damit deine Kunden das Fachgeschäft wieder leichtfüßig verlassen, erlangst du in deiner dreieinhalbjährigen Ausbildung ein breites theoretisches und praktisches Fachwissen.

Denn als einer der klassischen dualen Ausbildungsberufe ist dein Weg zum Orthopädieschuhmacher zweigeteilt: In der Berufsschule, die ein bis zweimal in der Woche stattfindet, lernst du alles über den menschlichen Bewegungsapparat: Welche Muskeln spielen eine Rolle und welche Auswirkungen haben Störungen auf die Beweglichkeit? Auch die Sicherheit am Arbeitsplatz steht auf dem Stundenplan – und wird ergänzt durch den richtigen Umgang mit den Materialien nach hygienischen Standards. Um Kunden bald Schritt für Schritt betreuen zu können, erfährst du in der Berufsschule zudem, wie man Patientenakten und Rezepte liest – und Aufträge korrekt abwickelt.

Was lernt ein Orthopädieschuhmacher während der Ausbildung?

Ob du im praktischen Teil deiner Ausbildung Einlagen, Orthesen oder Maßschuhe in Form bringen wirst – immer arbeitest du individuell auf die Füße und Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten. Die Grundlage dafür ist oft neueste Technik: Mithilfe orthopädischer Haltungsanalysen erstellst du genaue Bewegungsmuster oder nutzt CAD-Systeme, die 3D-Modelle von Prothesen am PC liefern. Manchmal greifst du auch zum Trittschaumabdruck.  

In der Werkstatt brauchst du dann den Hammer zum Klopfen, die Beißzange zum Zwicken oder den Wetzstahl zum Nachschärfen – ganz praktisch lernst du das klassische Handwerk eines Schuhmachers.

In vielen kleinen Arbeitsschritten kommst du dem fertigen orthopädischen Hilfsmittel näher. Nicht immer stellst du es von der Skizze bis zum fertigen Produkt her, sondern passt auch vorhandenes Material mit Geschick neu an. Schon früh in deiner Ausbildung stehst du also in direkten Kundenkontakt und berätst dein Gegenüber fachgerecht. Daher solltest du nicht davor zurückschrecken, auch mal fremde Beine in die Hand zu nehmen. Teamarbeit wird dabei für einen Orthopädieschuhmacher großgeschrieben: Der intensive Austausch im Beruf erfolgt nicht nur mit deinen Kollegen vor Ort, sondern findet auch mit Fachleuten wie Sportwissenschaftlern oder Ärzten statt. Zudem berätst du Produktentwickler in Hinsicht auf vorbeugende und gesundheitsfördernde Standards.

Wusstest du schon, dass...

  • sich die Hilfsmittel für einen Schuhmacher seit Jahrhunderten eigentlich nicht verändert haben? Auch 2016 geht nichts ohne Hammer, Beißzange und Raspel.
  • Indiens Fußball-Nationalmannschaft 1950 von der WM ausgeschlossen wurde, weil sich die Spieler weigerten, auf dem Platz Schuhe zu tragen?
  • eine Prothese ein Körperteil ersetzt und eine Orthese dafür da ist, Gliedmaßen zu stabilisieren und ruhig zu stellen?
  • es in der Schuhtechnik inzwischen erste Prothesen gibt, die mit einem 3D-Drucker hergestellt wurden?
  • CAD-System für „computer-aided design“ steht? Wenn du orthopädische Schuhmodelle am PC designst, lässt du dir also im wörtlichen Sinne vom Computer helfen.

Weil der Job eines Orthopädieschuhmachers aus einer Mischung von Technik, Handwerk und dem intensiven Austausch mit Menschen besteht, solltest du ein Interesse für all diese Bereiche mitbringen. Fingerfertigkeit und ein handwerkliches Geschick sind in der Werkstatt gefragt – und wenn du sorgfältig arbeitest, werden es dir deine Kunden danken: Wer möchte schon eine Unebenheit in seiner Einlage oder eine unschöne Falte auf seinen Konfektionsschuhen? Dein kompetentes Auftreten rundest du stets mit einem freundlichen Lächeln ab. Mit all diesen Voraussetzungen bist du bestens gerüstet für deine Zukunft als Orthopädieschuhmacher. Einen Job findest du später in Sanitätshäusern, Kliniken oder Schuhfachgeschäften – oder in deinem eigenen Betrieb als Orthopädieschuhmachermeister. Auf eine Sache können sich jedenfalls alle Patienten verlassen: Mit dir läuft es bald wieder rund!
 

Du solltest Orthopädieschuhmacher/in werden, wenn …

  1. es dir Spaß macht, etwas selbst herzustellen.
  2. du gerne mit Menschen zusammenarbeitest.
  3. technische Inhalte für dich interessant sind.

Du solltest auf keinen Fall Orthopädieschuhmacher/in werden, wenn …

  1. langes Stehen ein Problem für dich ist.
  2. du einen fremden Fuß auf keinen Fall anfassen willst.
  3. laute Geräusche in der Werkstatt dich stören.