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  1. Angelina Trautner
  2. Murat Yalcin
  3. Jennifer Strelow
  4. Kerstin Kokerbeck

Interview mit Angelina Trautner

Angelina Trautner
Medizinische/r Fachangestellte/r
22 Jahre
Keine Angabe



Der Wunsch zu heilen

„Ich wollte auf jeden Fall etwas im medizinischen Bereich machen, was mit meiner langen Krankheitsgeschichte zu tun hat“, sagt Angelina Trautner. Die 22-Jährige hat seit ihrer Leukämieerkrankung als Jugendliche einige Behandlungen bei Ärzten und in Krankenhäusern mitgemacht. So lernte sie lange Zeit den medizinischen Alltag aus der Patientensicht kennen. „Nun aber möchte ich endlich selber Menschen helfen, die krank sind.“ Ihre Patienten sind in erster Linie Soldaten aus der Luftwaffenkaserne in Köln-Wahn, die schon in den frühen Morgenstunden auf ihre Termine warten. Angelina Trauter ist als Auszubildende zur Medizinischen Fachangestellten im zweiten Lehrjahr anfangs vor allem für die verwaltungstechnische Betreuung der Patienten zuständig. „Ich telefoniere viel, vergebe Termine, kümmere mich um die Akten der Patienten und fülle Rezepte aus“, sagt Trautner. Um die Soldaten richtig aufzurufen, paukt die Zivilangestellte der Bundeswehr zu Hause Dienstgrade. Ein Hauptfeldwebel soll ja auch im Sanitätszentrum der Bundeswehr als Hauptfeldwebel angesprochen werden, findet Trautner. Sie macht das freiwillig, vorgegeben wurde ihr das nicht.

Ein neues Umfeld

„Die Bundeswehrwelt ist mittlerweile völlig normal für mich. Hier kommt jeder mit jedem klar, Soldat mit Zivilist und umgekehrt. Das ist wirklich sehr schön“, sagt junge Auszubildende vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum in Köln. Auch ansonsten gibt es keine großen Unterschiede zur Welt vor dem Kasernentor. Grippe und Rückenschmerzen sind auch hier die häufigsten Krankheiten, der Arbeitsablauf gleicht dem einer zivilen Hausarztpraxis und auch der Umgangston ist ganz normal und überhaupt nicht streng militärisch. „Mittlerweile ist es eher komisch zu meinem Hausarzt zu gehen und keine Uniformen zu sehen“, sagt Trautner.Dabei war es für die junge Frau eher ein glücklicher Zufall, dass sie in der Bundeswehr landete. Bei der Jobbörse der Arbeitsagentur für Arbeit entdeckte sie zufällig die vielen Ausbildungsmöglichkeiten der Bundeswehr. „Sofort klickte ich mich danach durch die Webseite ‚ziv.bundeswehr-karriere.de‘ und bewarb mich umgehend bei der Bundeswehr. Ich hatte dann nicht nur das Glück, dass ich genommen wurde, sondern auch nicht weit von meiner Heimat in Leverkusen zu arbeiten“, erinnert sich Angelina Trautner.

Mensch im Mittelpunkt

Ihr erster Tag war natürlich etwas komisch. Die Kaserne in Köln-Wahn ist unglaublich groß mit Sportplatz, Kindertagesstätte und dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn. Zuerst musste sie das Sanitätszentrum finden. Wie immer in den ersten Tagen bekommt man dann noch viel erklärt, beispielsweise welche Aufgaben man hat. Da dachte ich schon: „Oh, mein Gott, ist das viel.“ Aber mit den Wochen relativiert sich das. Mittlerweile gefällt es ihr im Sanitätszentrum sehr gut. Jeder Tag ist spannend, weil sie nie weiß, was für Patienten mit welchen Beschwerden auftauchen. Im zweiten Lehrjahr wechselt Trautner dann in die Ambulanz, „wo ich dann auch mehr mit der Versorgung der Patienten zu tun haben werde. Endlich beginnt dann die Praxis.“ Anstelle der Arbeit mit den Patientenakten geht es dann an‘s Blutdruck messen, Blut abnehmen, impfen und Wunden behandeln. Trautner freut sich sehr auf die Ambulanz und erklärt: „Am Ende des Tages habe ich schon jetzt immer ein gutes Gefühl, weil wir den Menschen helfen können.“

Da geht noch was

Neben der sehr guten praktischen Ausbildung im Sanitätszentrum wird sehr viel Wert auf die schulische Ausbildung gelegt. Ab und zu muss Trautner ihr Berichtsheft ihrem Ausbildungsleiter, einem Oberfeldarzt vorlegen. „Was aber kein Problem für mich ist, er spricht dann vieles mit mir gemeinsam durch. Sobald ich irgendwelche Probleme habe, kann ich dann auch jederzeit mit dem Oberfeldarzt darüber sprechen.“ Nach den drei Jahren der Ausbildung wäre es für Angelina Trautner „ein Traum, wenn ich nach meiner Ausbildung hier bleiben könnte. Ich würde, um bei der Bundeswehr zu bleiben, auch woanders hingehen. Ich bin da flexibel.“

Interview mit Murat Yalcin

Murat Yalcin
Elektroniker/in für Gebäude- und Infrastruktursysteme
23 Jahre
Keine Angabe


Aufräumen mit Vorurteilen


„Murat, du bist bei der Bundeswehr?“, staunen viele aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis, erinnert sich Yalcin. Er muss dann immer wieder erklären, dass er kein Soldat ist, sondern als ziviler Angestellter in der Bundeswehr seine Ausbildung macht. Er betont, dass es alle in seinem Umfeld gut finden, wenn er bei der Bundeswehr arbeitet. „Natürlich bin ich durch meinen Job in meinem privaten Umfeld ein Exot. Aber das ist ok. Meine Eltern freuen sich sehr und auf der Arbeit gibt es keinerlei Probleme - weder mit meiner türkischen Abstammung noch mit meiner Schwerhörigkeit“, sagt der angehende Elektroniker. Im Alter von sechs Jahren stellte ein Arzt seine Schwerhörigkeit auf beiden Ohren fest. Darum muss er ein Hörgerät tragen. Seine Kollegen und die Chefs wissen um diese Schwerbehinderung. Darum müssen sie auch mal ein bisschen lauter sprechen oder ihn direkt mit „Murat“ rufen. „Dann höre ich auch“, scherzt er.

Einsatzbereiche: Starkstrom und Gebäudeinstallationen

Gefährlich? „Wir arbeiten ab und zu mit Starkstrom. Natürlich ist unsere Arbeit als Elektroniker nicht ganz ungefährlich. Ich befolge aber die Sicherheitsregeln, da passiert dann auch nichts“, sagt Murat Yalcin. So misst Yalcin jedes Mal, ob Strom anliegt und schaltet sorgsam zuvor den zu bearbeitenden Abschnitt ab. Um ganz sicher zu gehen, prüft der Elektroniker für Gebäude und Infrastruktursysteme sogar jedes Mal das Kabel, selbst wenn er nur wenige Sekunden weg war. Sicher ist sicher. Und so ist Murat Yalcin ohne Unfälle bis in das vierte Ausbildungslehrjahr gekommen.

Gute Geister im Hintergrund

Arbeit gab es für den Elektroniker-Azubi des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums in Köln und seine 23 Kollegen genug. Allein in der Kölner Luftwaffenkaserne ist das Team für rund 200 Gebäude und über 1.000 Lampen der Straßenbeleuchtung zuständig. Sie warten, installieren und reparieren alle Klimaanlagen, Lüftungen, Lampen, Verkabelungen und andere elektronischen Geräte. „Vor allem nach Blitzeinschlägen und wenn ein Bagger mal ein Kabel durchtrennt, sind wir sehr gefragt, wenn der Strom wegbleibt“, sagt der junge Mann. Dabei arbeiten Yalcin und Co eher im Hintergrund. „Die meisten Soldaten, Beamten und Zivilangestellten bekommen gar nichts davon mit, wenn wir Schäden reparieren. Irgendwann brennen dann wieder wie von Geisterhand die Lampen. Wir geben den Menschen hier den Strom, damit sie arbeiten können“, erklärt Yalcin. Der 23-Jährige ist in Deutschland geboren, besitzt aber auch noch den türkischen Pass. Kein Wunder, dass sein Arbeitgeber zu Hause für Aufsehen sorgte.

Perspektiven einer Ausbildung

Yalcin fühlt sich sehr gut ausgebildet und ihm gefällt, dass er seinen Meister und die Kollegen immer noch mal fragen kann, wenn man nicht sicher ist oder etwas nicht versteht. „Zudem gibt es hier Gleitzeit und keine starren Anfangs- und Endzeiten, man bekommt auch mal eine kurze Pause, wenn es anstrengend wird und die Meister achten darauf, dass man nicht gerade die Straßenbeleuchtungen austauschen muss, wenn es in Strömen regnet oder schneit. Besser geht es nicht“, zählt der Azubi die Vorteile auf. Für ihn ist klar: nach bestandener Abschlussprüfung würde er gerne bei der Bundeswehr bleiben. Dafür würde er auch in eine andere Kaserne wechseln.

Interview mit Jennifer Strelow

Jennifer Strelow
Verwaltungsfachangestellte/r
27 Jahre
Keine Angabe



Glück und Chance


Alleinerziehende Mutter sein und eine dreijährige Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten machen – wie soll denn das gehen? Jennifer Strelow gelingt beides beim Bundeswehr-Dienstleistungszentrum in Köln. „Ich hatte nicht erwartet, dass die Bundeswehr so große Rücksicht auf mich als alleinerziehende Mutter einer 20 Monate alten Tochter nimmt und mich auch aktiv unterstützt“, sagt die 27-Jährige. Ihre Ausbildung konnte sie in kurzer Zeit von Vollzeit auf Teilzeitarbeit umschreiben lassen. Nun geht sie nur noch 30 Stunden in der Woche arbeiten. „Diese Umstellung war überhaupt kein Problem, was eine unglaubliche Erleichterung für mich ist. So habe ich viel mehr Zeit für meine Tochter. Wenn mein Kind krank oder die Kita geschlossen ist, kann ich anrufen und gemeinsam finden wir eine Lösung für das Problem“, ist Jennifer Strelow begeistert. Dazu kommen geregelte Arbeitszeiten, die Gleitzeit und eine sichere, gute Vergütung. „Es hört sich wie Werbung an, aber was ich hier gerade genießen darf, habe ich zuvor noch nie gehabt“, ist die Auszubildende aus Bergisch-Gladbach begeistert.

Quer durch's Land

Nach zwei Jahren bei der Automobilverladung im Emdener Hafen ging die junge Frau wieder ins Rheinland zurück, da sie nicht mehr bei Wind und Wetter draußen arbeiten wollte. „Das war einfach nicht mein Ding. Es war eine Erfahrung, aber das wollte ich nicht mein Leben lang machen“, sagt die junge Frau. Ihre Eltern waren total aus dem Häuschen, als sie hörten, dass ihre Tochter in Köln eine Ausbildung bei der Bundeswehr beginnen würde. „Die Bundeswehr ist einfach ein Top-Arbeitgeber in Deutschland“, sagt Jennifer Strelow. Das ist nicht nur wichtig für sie selbst, sondern auch für ihre Tochter, schließlich muss sie ja mittlerweile für zwei sorgen.

Abwechslung statt Klischee

Eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten hört sich für viele Menschen sicherlich nach einem extrem langweiligen Bürojob an. Strelow sieht das ganz anders. Zum einen bearbeitet sie jeden Tag im Bereich Beschaffungswesen oder im Facility Management wechselnde Aufträge. Zum anderen hat sie bei der Bearbeitung der Reisekosten immer den direkten Kontakt mit Soldaten, Beamten und Zivilangestellten und im Personalbereich rufen immer wieder interessierte Menschen an, die sich bei der Bundeswehr bewerben wollen. „Das Gute daran ist, allen kann ich immer irgendwie helfen“, sagt Strelow.

Verwaltung von innen

Ihre schönste Tätigkeit ist die Bestellung von Materialien. „Vom kleinsten Büromaterial bis zum Bagger muss ja alles von uns beschafft werden“, sagt Jennifer Strelow. Bei Großprojekten arbeitet sie dann, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums in Köln, deutschlandweite Ausschreibungen aus. „Wir schauen dann bei den Firmenangeboten, was das wirtschaftlichste Angebot ist, welches den Zuschlag bekommt.“Für ihre Zukunft hat sie auch schon einen Plan: Zuerst die Ausbildung und die Prüfung bestehen und dann mittelfristig die „Verwaltungsfachprüfung II“ plus Lehrgänge, um als „Verwaltungsfachangestellte II“ in der Bundeswehr zu bleiben. Letzteres wäre ein absoluter Traum für sie.

Interview mit Kerstin Kokerbeck

Kerstin Kokerbeck
KFZ-Mechatroniker/in
25 Jahre
Keine Angabe
Qual der Wahl: Soldatin oder Auszubildende?

Es begann in der Garage

Autos haben Kerstin Kokerbeck schon immer interessiert. Schon als Jugendliche bastelte sie in der Garage ihres Vaters an Autos herum. Meist waren Räder und Lampen zu wechseln. Abgeschaut hat sie sich das bei ihren Freunden, die in nahezu jeder freien Minute im Motorraum schraubten oder unter „der Karre“ lagen. Irgendwann war der jungen Frau das nicht mehr genug: „Ich wollte allen zeigen, dass ich es auch als Frau kann. Zudem suchte ich einen Beruf, bei dem man sich bewegen muss, nicht im Büro sitzt und in dem man ordentlich zu tun hat.“

Qual der Wahl: Soldatin oder Auszubildende?

Ihre Mutter brachte sie 2011 auf die Idee, es mal bei der Bundeswehr zu versuchen - ein sicherer Job, gute Bezahlung und geregelte Arbeitszeiten lockten. So bewarb sich Kerstin Kokerbeck als zivile Auszubildende und als Soldatin. Als Soldatin wollte sie die Feldwebellaufbahn bei den Panzergrenadieren einschlagen. Aber beim medizinischen Test kam heraus, dass sie nicht 3-D sehen kann und somit hätte sie in dieser Verwendung keinen LKW-Führerschein machen können. Also blieb ihr die zivile Ausbildung zur KFZ-Mechatronikerin. Hier klappte es. Innerhalb von drei Monaten hatte sie den Platz in der Ausbildungswerkstatt in Munster in der Tasche.

Schweres Gerät

Im ersten halben Jahr ging es bei der Grundlagenausbildung gleich zur Sache: Metallbearbeitung, Elektrik, Hydraulik und Pneumatik sowie Fahrzeugsysteme. „Dass hier Frauen an Motoren und Getriebe hantieren, ist vollkommen normal“, sagt Kokerbeck. Mittlerweile repariert sie in ihrem zweiten Ausbildungsjahr im Rahmen eines Ausbildungspraktikums bei der Truppeninstandsetzung den „Spähwagen Fennek“ und den „LKw Wolf“. Von 7:30 bis 16 Uhr arbeiten die Auszubildenden in Zweier-Teams an den Fahrzeugen, an denen die Auftragszettel hängen. Vom Radwechsel bis zur Zylinderkopfreparatur ist alles dabei. „Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn mir mal ein Fingernagel abbricht oder ich mich beim Ölwechsel schmutzig mache. Das gehört dazu, denn auch Frauen können Autos reparieren“, sagt die 25-Jährige. Wie in einer normalen Werkstatt müssen Kokerbeck und die anderen 11 Auszubildenden des 2. Ausbildungsjahres Termine einhalten. Schließlich werden die Fahrzeuge draußen wieder von den Soldaten gebraucht. So schnell es eben geht.

„Kannste mal mein Auto reparieren?“

Ihre Familie und Freunde sind begeistert. Sie finden es cool, dass sie in der Kaserne arbeitet und bald ihre Autos reparieren kann. „Schon jetzt kommen einige vorbei und fragen, ob ich dies oder jenes mal reparieren kann. So richtig loslegen werde ich aber erst, wenn wir im dritten Ausbildungsjahr anfangen in die Tiefen der Fahrzeugelektronik einzutauchen. Die Ausbildungswerkstatt hat dafür moderne zivile Ausbildungsfahrzeuge, an denen man intensiv die Diagnose und Instandsetzung von CAN-Bus-Systemen und anderen Fahrzeugsystemen ausbilden kann. Schließlich sind alle Autos voll davon“, erzählt Kokerbeck. Bundeswehr und Kerstin Kokerbeck, diese Kombination scheint also gut zu passen, denn nach ihrer erfolgreich abgeschlossenen KFZ-Mechatronikerin-Ausbildung würde sie gerne in Munster bleiben. Oder wenn es richtig gut läuft an ihren Wohnort nach Bergen wechseln. Auch dort gibt es einen Bundeswehrstandort. Ihr großes Ziel wäre es dann noch, den KFZ-Meister zu machen.