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#AZUBI-LIFE
3.7.2025

Hitzefrei in der Ausbildung – gibt es das?

Hitzefrei in der Ausbildung gibt’s leider nicht automatisch – aber du hast trotzdem Rechte und Möglichkeiten. Erfahre, was dein Betrieb tun muss und wie du selbst für Abkühlung sorgen kannst.


Sommer, Sonne, Schweißperlen auf der Stirn – und du fragst dich vielleicht: Gibt es in der Ausbildung eigentlich auch Hitzefrei wie früher in der Schule? Die Antwort: Nein, es gibt nicht automatisch Hitzefrei und auch keinen festen Temperaturgrenzwert, ab dem du nach Hause gehen darfst. Trotzdem hast du Rechte, auf die du den Betrieb hinweisen darfst. 

Und ein kleiner Hoffnungsschimmer: Laut unserer Community-Umfrage haben sogar satte 39 Prozent der Befragten schon mal in der Ausbildung Hitzefrei bekommen! Die Chancen stehen also gar nicht so schlecht, dass du das auch mal bekommst. 

Die rechtliche Lage: Kein Anspruch, aber Schutzpflicht

Laut Arbeitsstättenverordnung gibt es folgende Regeln für die Innentemperatur:

  • Ab 26 °C: Arbeitgeber sollten Maßnahmen gegen die Hitze ergreifen.
  • Ab 30 °C: Arbeitgeber müssen geeignete Maßnahmen treffen (z. B. Klimaanlage, Gleitzeit, Ventilatoren, Sonnenschutz, Wasser).
  • Ab 35 °C: Räume gelten bei dieser Temperatur ohne zusätzliche Maßnahmen als ungeeignet zum Arbeiten. Du darfst dann quasi nur noch arbeiten, wenn spezielle Schutzmaßnahmen getroffen wurden, z. B. Luftduschen, Hitzepausen.

Für Außenarbeitsplätze, also z. B. auf Baustellen oder in der Natur, gibt es keine festen Temperaturgrenzen. Aber auch hier gilt: Die Arbeitgeber sind laut Arbeitsschutzgesetz dazu verpflichtet, auch dort Gefährdungen durch Hitze zu erkennen und zu vermeiden (§§3, 5, ArbSchG). Das kann zum Beispiel heißen:

  • Arbeitszeiten in kühlere Tageszeiten verlagern (z. B. morgens starten)
  • Schattenplätze schaffen
  • Schutzausrüstung (z. B. Sonnenhut, UV-Kleidung) bereitstellen
  • mehr Pausen im Schatten ermöglichen

Übrigens: Wenn du unter 18 bist, kommt noch das Jugendarbeitsschutzgesetz ins Spiel. Das greift auch bei übermäßiger Hitze. So darfst du beispielsweise in warmen Jahreszeiten auch ab fünf Uhr morgens beschäftigt werden und dich regelmäßig arbeitsmedizinisch untersuchen lassen (§14 Absatz 6, JArbSchG).

Hitzefrei in der Berufsschule

Für die Berufsschule gibt es keine konkreten Hitzefrei-Regeln. Grundsätzlich entscheidet aber die Schulleitung, ob und wann Schülerinnen und Schülern, aber auch Lehrerinnen und Lehrern Hitzefrei gegeben wird – die leiden schließlich auch unter den Temperaturen. Klassenarbeiten sollten aber bei zu starker Hitze verschoben werden.

Was du als Azubi tun kannst

Nur weil es kein Hitzefrei gibt, heißt das nicht, dass du nichts tun kannst. Hier sind ein paar Tipps:

  • Sprich das Thema an: Frag deine Ausbilderin oder deinen Ausbilder, ob es bei Hitze besondere Regelungen gibt. Wenn du eine JAV hast, frag da auch gerne mal nach, wie das mit Hitzefrei aussieht bzw. was man gegen die Hitze tun kann.  
  • Schlag Alternativen vor: Früher anfangen, flexiblere Pausen, Homeoffice (wenn möglich).
  • Bleib fair: Einfach nach Hause gehen ist keine gute Idee – das kann sogar eine Abmahnung nach sich ziehen. Am besten ist es, Lösungen mit dem Betrieb zu erarbeiten.

Tipps gegen die Hitze

  • Viel trinken & kühle Snacks essen: Ja, liegt auf der Hand, ist aber super wichtig, damit dein Körper mit der Hitze zurechtkommen kann.
  • Leichte, atmungsaktive Kleidung tragen: Lieber Baumwolle oder Leinen statt Polyester. Dein Betrieb hat einen Dresscode? Dann klär mit deinem Ausbilder ab, ob du vielleicht mal eine Ausnahme machen darfst.
  • Arbeitsplatz anpassen: In kühle Räume wechseln, Ventilator anmachen, Vorhänge schließen oder ein kleines Wasserbad für die Füße machen (aber bitte nur mit Absprache). Ein kalter Waschlappen in den Nacken oder kaltes Wasser über das Handgelenk laufen lassen, verschafft auch Abhilfe.
  • Früher anfangen, früher aufhören: Frage nach Gleitzeit oder vorgezogenen Arbeitszeiten – morgens ist es oft noch angenehm kühl.

Fazit

Hitzefrei wie in der Schule? Gibt’s so nicht mehr – aber das heißt nicht, dass du alles ertragen musst. Sprich Probleme offen an, such dir Verbündete im Betrieb (z. B. den Betriebsrat) und sei mutig, gute Lösungen vorzuschlagen. Denn: Ein kühler Kopf lernt (und arbeitet) einfach besser!


Über die Autorin

Alicja arbeitet seit 2023 als Redakteurin bei Ausbildung.de. Sie kann sich noch lebhaft an zu heiße Unterrichtsräume in der Schulzeit erinnern – hat aber nie Hitzefrei bekommen. Trotzdem kann sie dir Tipps zum Thema mit an die Hand geben.