Ausbildung als Drechsler/in

Empf. Schulabschluss:
Ohne Schulabschluss
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Arbeitszeit:
werktags
Du interessierst dich für diesen Beruf?

Drechsler/in

Du musst nur die Tür zur Werkstatt öffnen, und schon schlägt dir frischer Holzgeruch entgegen. Noch ist es mucksmäuschenstill und nichts tut sich – aber nur solange, bis du loslegst. Wenn auch du dich als Holz-Zauberer siehst und es für dich nichts Besseres gibt als Holzgeruch am Morgen, solltest du dir den Ausbildungsberuf als Drechsler nicht entgehen lassen.

Was macht ein Drechsler?

Wie sagt man so schön? „Des Drechslers Stärke sind runde Werke.“ Das stimmt zwar, lässt dir als Holzkünstler aber trotzdem genug Freiheiten. Ob Schalen, Möbelfüße, Behälter, Vasen oder sogar Weihnachtskugeln – deinem Schaffen sind keine Grenzen gesetzt, solange sie aus Holz sind und sich für die Drehbank eignen. Dass du in deinem Ausbildungsberuf kleine Spielfiguren aus diesem Material herstellst, wird jedoch kaum vorkommen. Dafür gibt’s nämlich die Ausbildung zum Holzspielzeugmacher.

Was lernt ein Drechsler in der Ausbildung?

Während deiner Ausbildung als Drechsler stellst du kleine Arbeiten überwiegend aus Holz her. Damit ist aber nicht gemeint, dass du einfach alles zu Kleinholz zerlegst. Stattdessen fertigst du zuerst Skizzen an und überlegst dir, wie dein Endprodukt aussehen soll. Dann geht’s an die Drechslermaschinen, die nur auf den passenden Rohstoff warten. Dass aus diesem dann ein Teelichthalter oder eine gewundene Säule wird, ist deinen flinken Fingern zu verdanken. Und damit sich deine Kunden mit ihrer Bestellung keinen Splitter in den Finger jagen, schleifst du zum Schluss noch alles glatt.

Um das passende Holz, das in der Werkstatt parat liegt und nur darauf wartet, die perfekte Form anzunehmen, hast du dich schon gekümmert. Ob ein Klotz aus Eiche, eine Kantel aus Buche oder eine Scheibe aus Zirbe – du kennst dein Handwerk und weißt, welches Holz sich am besten für dein Vorhaben eignet. Du setzt das Dreheisen an, lauschst den vertrauten Geräuschen der Drehmaschine und drechselst los, bis die Sägespäne nur so um dich herumwirbeln.

Dass es mal ein bisschen dauern kann, bis du aus einem groben Holzstück die perfekte Schale gedrechselt hast, sollte dich nicht beunruhigen. Dafür übst du dich ja fast täglich im Umgang mit dem Drechselmeißel oder der Schüsseldrehröhre, während dein Holz wie ein Spanferkel an einer Drechselbank befestigt ist. Als Kenner in diesem Handwerk wirst du die Schnittgeschwindigkeit fehlerfrei berechnen und so die Drehmaschine problemlos einstellen. Einfach mal drauflosdrechseln is‘ also nicht. Da musst du schon mit Köpfchen rangehen, wenn du dir überlegst wie du aus einem Klumpen einen Schubladenknopf drehen kannst und vor allem welche Drechslerwerkzeuge zum Einsatz kommen müssen.  

Welche Fachrichtungen gibt es?

Es muss aber nicht immer das Holzwerken sein – genauso gut kann dir auch Elfenbein oder Horn unter dein Drechslermesser kommen. Als Drechsler stehen dir nämlich noch weitere Fachrichtungen zur Auswahl, die sich je nach Arbeitsmaterial deiner zukünftigen Drechslerei unterscheiden. Wenn du dich auf die Fachrichtung Elfenbein spezialisierst, darfst du dich nach der Ausbildung sogar Elfenbeinschnitzer oder Elfenbeinschnitzerin nennen. Da der Handel mit Elfenbein, von wenigen Ausnahmen abgesehen, im Jahr 2016 verboten ist, hast du es als Azubi lediglich mit archäologischen Funden zu tun, die von der Artenschutzbehörde kontrolliert werden.

Doch egal, mit welchem Material du dich beschäftigst, bei allem ist Handarbeit gefragt, die in deiner Ausbildung im Drechslerhandwerk nicht fehlen darf. Du schnitzt, schleifst oder lackierst – immer das richtige Werkzeug wie beispielsweise die Röhre griffbereit. Auch um Maschinen wie Drechselbänke machst du keinen Bogen. Du kannst zum Beispiel eine Drehbank nicht nur bedienen, sondern sie auch in Stand halten.

Wusstest du schon, dass...

  • es den Verband des Deutschen Drechsler- und Holzspielzeugmacherhandwerks gibt? Seine Geschichte lässt sich sogar bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen.
  • die Arbeit des Drechslers zu den ältesten Gewerken der Welt zählt?
  • es noch weitere Fachrichtungen wie Reifendreher oder Bernsteindrechsler gibt?
  • der Verband der Deutschen Drechsler- und Holzspielzeugmacher den Beruf des Drechslers auf die Liste des immateriellen Kulturerbes setzten lassen will? Die Entscheidung darüber fällt die UNESCO.
  • es den „Deutschen Drechslertag“ gibt?

Wo kann ich eine Ausbildung zum Drechsler machen?

Wie du deine Finger an einer Sägemaschine positionierst, erfährst du während deiner dualen Ausbildung als Drechsler in einem Betrieb. Freie Lehrstellen findest du in einer Drechslerei oder sogar bei Möbelherstellern. Mathematische Grundlagen oder wie du Skizzen für deine Produkte erstellst, erlernst du in einer Berufsschule. Da die Ausbildung als Drechsler oder Drechslerin nicht so häufig anzutreffen ist wie Sägemehl in einer Drechselstube, gibt es derzeit auch nur drei Berufsschulen, die du besuchen kannst. Auf weitere Holzliebhaber triffst du im bayrischen Bad Kissingen, im hessischen Michelstadt oder in der Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule im sächsischen Seiffen.

Welche Voraussetzungen sollte ich mitbringen?

Wenn Mathe auch dort nicht zu deinem Hassfach wird und du dich schon in der Schule immer auf den Kunst- oder Werkunterricht gefreut hast, ist die Ausbildung zum Drechsler wie auf dich zugeschnitzt. Zudem musst du als Azubi Fingerspitzengefühl und Körperkraft in dir vereinen, deine Werkstücke sind schließlich nicht immer klein und leicht. Auch die Arbeit an den Maschinen verlangt dir körperlich einiges ab. Fingerspitzengefühl und handwerkliches Geschickt beweist du auch bei dem Endprodukt, beispielsweise, wenn du gerade einen Bettpfosten für ein Zirbenbett drechseln musst.

Du solltest Drechsler/in werden, wenn …

  1. Traditionsberufe dich schon immer interessiert haben.
  2. geräuschvolle und scharfe Maschinen dir keine Angst machen.
  3. du schon als Kind deine Steinschleuder selber geschnitzt hast.

Du solltest auf keinen Fall Drechsler/in werden, wenn …

  1. in dir ein kleiner Ordnungsfanatiker steckt, der mit Holzstaub so gar nichts anfangen kann.
  2. es in deinem Arbeitsumfeld so leise sein soll, dass du eine Stecknadel fallen hören kannst.
  3. du immer viele Menschen um dich herum brauchst.