Ausbildung als Fachkraft für Anlagen- und Rohrleitungsbau

Empf. Schulabschluss:
Hauptschulabschluss
Ausbildungsdauer:
3-4 Monate
Arbeitszeit:
werktags
Du interessierst dich für diesen Beruf?

Fachkraft für Anlagen- und Rohrleitungsbau

In der Berliner Straße ist heute wieder Vollsperrung. Der Grund? Ein Wasserrohrbruch. Irgendeine wichtige Wasserleitung ist unter dem Asphalt geplatzt, setzt den Bürgersteig unter Wasser und sorgt dafür, dass bei den Anwohnern nur noch Rost aus der Leitung kommt. Nerv! Mit dir wäre sowas nicht passiert, weil du die stabilsten und wetterfestesten Rohre aller Zeiten baust? Für dich ist völlig klar: Funktionierende Versorgungs- und Rohranlagen müssen auch regelmäßig kontrolliert und ausgebessert werden. Um so einen Industrieservice zu gewährleisten, schwingst du nicht nur schwere Schneidmaschinen, sondern öfters auch den Zeichenstift. Denn die Herstellung von Rohrsystemen ist ein ziemlich kompliziertes Verfahren und will sorgfältig geplant werden. Du möchtest bei den Helden der Wasser-, Strom- und Energieversorgung mitmischen? Dann Wasser Marsch für die Ausbildung zur Fachkraft für Anlagen- und Rohrleitungsbau! 

Wie läuft die Ausbildung als Fachkraft für Anlagen- und Rohrleitungsbau ab?

Okay, genau genommen ist die Ausbildung zur Fachkraft für Anlagen- und Rohrleitungsbau gar keine klassische Berufsausbildung. Es handelt sich hier um eine drei- bis viermonatige Weiterbildung, die du als i-Tüpfelchen zu deiner abgeschlossenen Ausbildung als Anlagenmechaniker für Rohrsystemtechnik oder Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik machen kannst – vorausgesetzt, du hast ein paar Jährchen Berufspraxis im Rohrleitungs- und Anlagenbau hinter dir. So darfst du dich zukünftig nicht nur Anlagenmechaniker, sondern Vorrichter nennen und kannst die Karriereleiter hinaufklettern. Angeboten wird der Lehrgang von Bildungszentren und Fortbildungsinstituten, bei denen du dich dafür entweder im Alleingang oder auf Anraten deines Arbeitgebers bewerben kannst. Eine Berufsschule wirst du aber nicht mehr so bald von Innen sehen.

Weil so ein Anlagen- und Rohrleitungsbauer in seinem Joballtag vor allem praktisch arbeitet, orientiert sich auch deine Weiterbildung sehr stark an dieser Praxis. Wenn du später mal auf Montage fährst, musst du ja auf alles vorbereitet sein. Ein Pilgerwalzwerk ist beispielsweise genauso wie das Schrägwalzwerk keine neue Erfindung, doch beide Giganten solltest du dringend besser kennenlernen. Um dich so gut wie möglich zu schulen, arbeiten viele Bildungszentren mit Simulationen in großen Hallen. Diese sind von innen so umgebaut, dass sie aussehen wie eine echte Baustelle, auf der du dich mit Werkzeugen wie Schneid- und Schweißbrenner, aber auch an großen Stanz- und Falzmaschinen austoben und deine Fähigkeiten als Schweißer und Rohrvorrichter unter Beweis stellen kannst. Unterläuft dir auf diesem Testgelände beim Vorrichten ein Fehler, ist nicht gleich ein ganzer Wohnblock überschwemmt. Superpräzise zu arbeiten, zu walzen oder zu schweißen will eben erst gelernt werden – schließlich befinden sich alle der dortigen Fachkräfte für Anlagen- und Rohrleitungsbau noch in der Ausbildung.

Was macht man in der Ausbildung als Fachkraft für Anlagen- und Rohrleitungsbau?

Ausdauer und Fingerspitzengefühl wirst du aber nicht nur brauchen, wenn du Rohrleitungen aus Einzelteilen millimetergenau zusammenheftest, sondern auch für den theoretischen Teil deiner Ausbildung. Hier lässt du mal die Finger von den Maschinen und greifst zum Stift, um beispielsweise zu berechnen, wie hoch die Materialkosten für sieben Kilometer Wickelfalzrohr sind, musst du natürlich die ein oder andere Matheaufgabe lösen. Und um überhaupt zu wissen, wie lang dieses Wickelfalzrohr genau sein muss oder wie viele Biegungen und Abzweigungen es braucht, muss eine technische Zeichnung nach Richtlinien der Isometrie her. Das Zeichnen und Lesen von Bauplänen gehört also genauso zu den Inhalten deiner Ausbildung wie die Montage. Weil selbst die stabilsten Apparate irgendwann mal ausgebessert werden müssen, stehen auch Kurse zum Thema Qualitätssicherung auf deinem Stundenplan. Hier lernst du, in welchen zeitlichen Abständen du deine Behälter oder Hohlkörper auf Risse und Löcher kontrollieren musst und wie sich beispielsweise heftiger Wasserdruck oder extreme Temperaturschwankungen auf die verschiedenen Materialien auswirken. Welche wärmetechnische Berechnung du dann aufstellest, wird dir natürlich nicht vorenthalten. Und wenn du schon dabei bist, kannst du gleich noch ein Blick auf die Umwelttechnik werfen, die bei so kilometerlanger Rohren unter der Erde ebenfalls Beachtung finden sollte. Ein Wortakrobat musst du im Stahlbau nicht unbedingt sein, Zungenbrecher wie Schrägwalz-Pilgerschrittverfahren sollest du jedoch kennen, denn schließlich werden mit diesem Verfahren nahtlose Stahlrohre hergestellt. Nahtlos kann es dann für dich nach der Ausbildung beruflich auch in den Druckbehälterbau oder zu Industrieanlagen übergehen.    

Wusstest du schon, dass...

  • es eine ganze Reihe von Normverfahren für verschiedene Rohre gibt? Die heißen dann zum Beispiel DIN EN, EN ISO oder ASME-BPE.
  • man die Transportkapazität von Gaspipelines mit „Normkubikmeter pro Stunde“ angibt? Die Formel dafür sieht so aus: mn³/h.
  • Rohrleitungen Hunderte Kilometer lang sein und sich über mehrere Länder erstrecken können?
  • ein Rohr, das zum Beispiel in Maschinen verbaut wird, auch mal winzig klein sein müssen?
  • schon in der Antike riesige Wasserleitungen über Land gebaut wurden? Viele römische Aquädukte stehen sogar heute noch.

Wo kann ich nach meinem Abschluss arbeiten?

Nach deiner Ausbildung zur Fachkraft für Anlagen- und Rohrleitungsbau hast du einige coole Möglichkeiten, Jobs zu finden – Stellenangebote in der Industrie gibt es zumindest genug. Du könntest in einer Industriemontage mit anpacken, bei einem Unternehmen für Anlagentechnik anfangen oder dich bei kleinen Installationsbetrieben für Sanitär- und Heizungstechnik bewerben., Wenn es dich in den Tief- und Straßenbau zieht, wirst du dort auf Kanalbauer und Tiefbaufacharbeiter treffen. Auch der Weg in die Energieversorgungsbranche oder ein Rohrbauunternehmen steht dir offen. Die chemische Industrie könnte ebenfalls zu deinem beruflichen Zuhause werden, durch Hohlkörper wird schließlich nicht nur Wasser geleitet, sondern auch Gase, Stromkabel und Feststoffe. Was Petrochemie mit Erdgas zu tun hat, lernst du dabei, ohne stundenlang Bücher wälzen zu müssen.

Wie kann ich mich weiterbilden?

Solltest du lerntechnisch aber auf den Geschmack gekommen sein, stehen dir einige Weiterbildungen zur Verfügung. Du könntest den Meistertitel als Industriemeister mit der Fachrichtung Metall oder als geprüfter Netzmeister in Angriff nehmen. Bei diesem Ausbildungsangebot kannst du nicht nur zwischen der Vollzeit- und der berufsbegleitenden Variante wählen, sondern dir sogar eine fachrichtungsübergreifende Basisqualifikation aneignen. Allwissenheit kommt dabei zwar nicht rum, dafür aber rechtliche und betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Als krönenden Abschluss erwartet dich eine IHK-Abschlussprüfung, bei der in einem Prüfungsteil handlungsspezifische Qualifikationen abgefragt werden. Du weißt nicht, wie du dich bei all diesen Möglichkeiten für eine entscheiden sollst? Dann mach dir am besten deine ganz persönliche Planskizze für die Ausbildung zur Fachkraft für Anlagen- und Rohrleitungsbau und schau, was dir am meisten Spaß machen würde! 

 

Du solltest Fachkraft für Anlagen- und Rohrleitungsbau werden, wenn …

  1. Werkzeuge wie Schweißmaschinen fester Bestandteil deiner Ausbildung sein sollen.
  2. körperliche Tätigkeit für dich die einzig wahre Arbeit ist.
  3. du ein gutes Auge für Details hast.

Du solltest auf keinen Fall Fachkraft für Anlagen- und Rohrleitungsbau werden, wenn …

  1. du im Fitnessstudio immer einen großen Bogen um die Krafttrainer gemacht hast.
  2. Mathe so gar nicht dein Ding ist.
  3. es dir unmöglich ist, woanders als in deinem eigenen Bett einzuschlafen.