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Schüler-BAföG: So bekommst du BAföG in der Ausbildung

Das Wort BAföG hast du sicherlich schon mal gehört – wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Thema Studium. Aber wusstest du, dass es auch BAföG für Auszubildende gibt? Rund 30 Prozent aller BAföG-Empfänger sind Schülerinnen und Schüler.

Warum hier von Schülerinnen und Schülern die Rede ist und nicht von Auszubildenden-BAföG erklären wir dir gleich. Außerdem erfährst du alles, was du über das Thema Schüler-BAföG bzw. BAföG in der Ausbildung wissen musst. Angefangen bei den Voraussetzungen über die Förderungshöhe bis hin zur Beantragung von Schüler-BAföG.

Junger Azubi, der Schüler-BAföG bekommt, sitzt an einem Schreibtisch und hält einen 100-Euro-Schein in der Hand.

Was ist BAföG?

BAföG ist die Abkürzung für Bundesausbildungsrderungsgesetz. Das wurde 1971 mit dem Ziel eingeführt, jungen Menschen bessere Bildungschancen zu ermöglichen. Den monatlichen Zuschuss bekommen nur Menschen, die von ihren Eltern nicht ausreichend finanziell unterstützt werden können.

Was ist Schüler-BAföG?

Schüler-BAföG ist ein staatlicher Zuschuss für Schülerinnen und Schüler, die einen Schulabschluss an einer allgemeinbildenden Schule machen. Auch Auszubildende, die eine schulische Ausbildung machen, können unter Umständen Schüler-BAföG als Ausbildungsförderung bekommen. 2022 bekamen übrigens 175.000 Schülerinnen und Schüler BAföG.

Good News: Schüler-BAföG ist ein staatlicher Zuschuss, den du nicht zurückzahlen musst. Im Klartext: Du bekommst Geld vom Staat „geschenkt“.

Wichtig

Schüler-BAföG bekommen nur Azubis, die eine schulische Ausbildung machen. Machst du eine klassische duale Ausbildung, hast du keinen Anspruch auf BAföG! Keine Sorge: Es gibt andere finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) oder Wohngeld.

Warum spricht man auch bei Auszubildenden von Schüler-BAföG?

Wenn du eine schulische Ausbildung machst, giltst du offiziell nicht als Auszubildender, sondern als Schülerin bzw. Schüler! Das liegt daran, dass du deinen Ausbildungsvertrag mit einer Schule abgeschlossen hast und nicht mit einem Ausbildungsunternehmen. Deshalb kannst du auch Schüler-BAföG bekommen, obwohl du eigentlich eine Ausbildung machst.

Wichtig: Die folgenden Infos beziehen sich ausschließlich auf Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende. Es geht nicht um Studierende – da gibt es nämlich Unterschiede!

Vier junge Auszubildende lächeln in die Kamera.

Wer bekommt Schüler-BAföG?

Die staatliche Unterstützung richtet sich an junge Menschen, die von ihrer Familie während der Ausbildung oder der Schulzeit nicht ausreichend finanziell unterstützt werden können.

Das Ziel ist klar: Jede und jeder soll die Möglichkeit haben, die Ausbildung zu machen, die den eigenen Interessen entspricht – und das unabhängig von den sozialen oder finanziellen Verhältnissen. Das gilt auch für einen weiterführenden Schulabschluss. 

Du kannst Schüler-BAföG bekommen, wenn du einen der beiden folgenden Abschlüsse anstrebst:

  • Berufsqualifizierender Abschluss: Du machst eine schulische Ausbildung, bei der du einen Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf erlangst.
  • Weiterführender Abschluss: Du besuchst eine weiterführende allgemeinbildende Schule (z. B. Hauptschule, Realschule, Gymnasium), an der du deinen Schulabschluss machst (ab Klasse 10).

Achtung: Es gibt noch weitere Voraussetzungen, die du erfüllen musst, um die finanzielle Unterstützung zu bekommen!

Zahlen & Fakten zur Förderung durch BAföG

  • Insgesamt bezogen 630.000 Personen BAföG.
  • 78 % der Geförderten waren Studierende, 22 % Schülerinnen und Schüler.
  • Für Schüler-BAföG wurden insgesamt 500 Millionen Euro bereitgestellt.
  • Die Förderung für Schülerinnen und Schüler lag im Durchschnitt bei 517 Euro im Monat.

Quelle: Statistisches Bundesamt, August 2023 (Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022)

Persönliche Förderungsvoraussetzungen

Bei den persönlichen Voraussetzungen gibt es nur einen Punkt, den du beachten muss: das Alter. Bei der Beantragung darfst du nicht älter als 45 Jahre alt sein.

Übrigens: Die Staatsangehörigkeit ist nicht unbedingt relevant. Auch Migranten und Geflüchtete haben Chancen auf BAföG. Entscheidend ist, dass es eine Bleibeperspektive gibt und sie als förderungsberechtigt gelten.

Voraussetzung BAföG für Auszubildende

Deine Ausbildung muss folgende Voraussetzungen erfüllen, damit du als Azubi BAföG-berechtigt bist:

  • Erstausbildung: Bei der Ausbildung muss es sich um deine erste Ausbildung handeln.
  • Anerkannte Ausbildung: Die Ausbildung muss in einem anerkannten Ausbildungsberuf stattfinden – du musst also einen berufsqualifizierenden Abschluss machen.
  • Schulische Ausbildung: Es muss eine rein schulische Ausbildung sein.

Hier ein paar Beispiele für schulische Ausbildungen, bei denen du grundsätzlich Anspruch auf die Ausbildungsförderung hast:

  • Pflegefachmann
  • Erzieherin
  • Sozialassistent
  • Altenpflegehelferin

Voraussetzung BAföG für Schülerinnen und Schüler

Gehst du noch zur Schule, um einen weiterführenden Abschluss zu machen, hast du grundsätzlich Anspruch auf Schüler-BAföG. Das gibt es aber erst ab der 10. Klasse und dann musst du auch noch eine wichtige Voraussetzung erfüllen:

  • Eigene Wohnung: Du darfst nicht mehr bei deinen Eltern wohnen, sondern brauchst eine eigene Wohnung – und die darf sich nicht in der Nähe deines Elternhauses befinden. Außerdem muss es zwingende Gründe dafür geben, weshalb du nicht bei deinen Eltern wohnen kannst. Zum Beispiel, wenn du den gewünschten Schulabschluss nicht in der Nähe deines Elternhauses machen kannst.

Ausnahme: Bist du verheiratet oder hast du schon ein eigenes Kind, darf sich deine Wohnung auch in der Nähe deines Elternhauses befinden.

Mehrere 50-Euro-Scheine Schüler-BAföG liegen auf dem Tisch.

Wie viel BAföG kann ich bekommen?

Wichtig: Nicht jeder bekommt gleich viel BAföG vom Staat! Der Anspruch richtet sich immer nach dem individuellen Bedarf. Es macht zum Beispiel einen großen Unterschied, ob du noch zu Hause bei deinen Eltern wohnst oder eine eigene Wohnung hast. Auch dein eigenes Einkommen und das Einkommen deiner Eltern haben Einfluss auf deinen BAföG-Anspruch.

BAföG-Höchstsatz 2023

Der BAföG-Höchstsatz liegt 2023 bei genau 934 Euro pro Monat. Kleiner Dämpfer: So viel BAföG können nur Studierende bekommen. Bei Schüler:innen und Azubis liegt der Höchstsatz bei 754 Euro.

Wie viel BAföG du bekommst, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Schulform: Schulische Berufsausbildung oder weiterführender Schulabschluss?
  • Individuelle Lebenssituation: Eigene Wohnung oder wohnhaft bei den Eltern?

Für diese Umstände gibt es gesetzlich festgelegte Bedarfssätze. Überschreitet das Einkommen deiner Eltern oder dein eigenes Vermögen bestimmte Freigrenzen, wird das auf deinen BAföG-Anspruch angerechnet und du bekommst entsprechend weniger Zuschuss im Monat.

  • Eigenes Einkommen + Vermögen (Vermögensfreibetrag: 15.000 Euro, wenn du unter 30 bist)
  • Einkommen der Eltern (Einkommensfreigrenze: 2.415 Euro pro Monat*)

*Die Einkommensfreigrenze bezieht sich auf beide Elternteile zusammen. Bei einem alleinstehenden Elternteil liegt die Freigrenze bei 1.605 Euro. Bei einem Stiefelternteil bei 805 Euro. Mit dem Einkommen sind übrigens nicht die Brutto-Gehälter gemeint – da werden nämlich noch Sachen abgezogen.

Zur groben Orientierung deshalb noch die Ober- und Untergrenze für das jährliche Brutto-Einkommen deiner Eltern:

  • über 70.000 Euro: Du hast in der Regel keinen Anspruch auf BAföG
  • unter 40.000 Euro: Du bekommst den vollen BAföG-Satz

Wichtig: Das sind nur grobe Richtwerte! Durch gewisse Umstände können die Freibeträge auch höher sein und du bist dann zum Beispiel auch BAföG-berechtigt, wenn deine Eltern mehr als 70.000 verdienen. Wie viel du schlussendlich bekommst, wird immer individuell berechnet.

Geschwisterregelung

Durch jedes weitere Kind erhöht sich der Freibetrag. Hast du also noch einen Bruder oder eine Schwester, erhöht sich dadurch die Einkommensfreigrenze deiner Eltern. Um welchen Betrag sich die Freigrenze erhöht, hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel, ob sie noch zur Schule gehen oder ob sie eigenes Geld verdienen.

Was sind Bedarfssätze?

Die BAföG-Zuschüsse sind grundsätzlich Pauschalbeträge und gesetzlich festgelegt. Man spricht hier von Bedarfssätzen, die den Lebensunterhalt decken sollen. Dazu gehören unter anderem folgende Dinge:

  • Wohnkosten
  • Essen & Kleidung
  • Ausbildungskosten (Lehrbücher, Fahrtkosten)
  • Kranken- und Pflegeversicherung

Wichtig: Von diesen Bedarfssätzen werden unter Umständen noch verschiedene Sachen abgezogen. Die Summe, die übrig bleibt, ist dann dein individueller BAföG-Zuschuss.

Wie viel BAföG kann ich als Schülerin oder Schüler bekommen?

Besuchst du eine weiterführende allgemeinbildende Schule, kannst du ab der 10. Klasse bis zu 754 Euro BAföG bekommen. Das setzt sich wie folgt zusammen:

  • Wohnpauschale eigene Wohnung: 632 Euro
  • Zuschlag Kranken- und Pflegeversicherung: 122 Euro

Info: Wohnst du bei deinen Eltern, hast du keinen Anspruch auf Schüler-BAföG!

Junge BAföG-berechtigte Schülerin sitzt am Schreibtisch und rechnet..

Wie viel BAföG kann ich als Azubi bekommen?

Machst du eine mindestens zweijährige schulische Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf, liegt der BAföG-Höchstbetrag bei 754 Euro. Der setzt sich wie folgt zusammen:

  • Wohnpauschale eigene Wohnung: 632 Euro
  • Zuschlag Kranken- und Pflegeversicherung: 122 Euro

Unterschied: Bei einer schulischen Ausbildung kannst du auch Schüler-BAföG bekommen, wenn du noch zu Hause bei deinen Eltern wohnst (im Gegensatz zum Besuch einer allgemeinbildenden Schule). Wohnst du noch bei deinen Eltern, bekommst du etwas weniger Geld. Der Zuschuss liegt dann bei genau 384 Euro (inkl. Zuschlag für Kranken- und Pflegeversicherung).

Wichtig: Bei den Zahlen handelt es sich um pauschale Bedarfssätze. Da wird dann noch das Einkommen deiner Eltern gegengerechnet. Übersteigt deren Einkommen den Freibetrag von knapp 60.000 Euro im Jahr, bekommst du weniger BAföG.

BAföG-Rechner + Rechenbeispiele

Im Internet findest du jede Menge BAföG-Rechner. Da kannst du deine Daten angeben und ausrechnen lassen, ob und wie viel BAföG dir zusteht. Auf der offiziellen BAföG-Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gibt es auch ein konkretes Rechenbeispiel, das sehr schön zeigt, wie sich die BAföG-Ansprüche einer Berufsfachschülerin zusammensetzen.

Elternunabhängiges BAföG

Grundsätzlich sind deine Eltern dazu verpflichtet, dich bei deiner Ausbildung finanziell zu unterstützen – das gehört zum Unterhaltsrecht. Es gibt aber ein paar Ausnahmefälle, bei denen das Einkommen der Eltern keine Relevanz für deinen BAföG-Anspruch hat – das sind aber ziemlich komplizierte Fälle. Die findest du beim Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Übrigens: Wenn du über 30 Jahre alt bist, bekommst du auch elternunabhängiges BAföG. Das Einkommen deiner Eltern spielt dann keine Rolle.

Muss man Schüler-Bafög zurückzahlen?

Nein, Schüler-BAföG ist ein staatlicher Zuschuss, den du nicht zurückzahlen musst. Das ist ein wichtiger Unterschied zum BAföG für Studierende – das muss nämlich teilweise wieder zurückgezahlt werden.

Good News: Solltest du deine Schulausbildung abbrechen (müssen oder wollen), musst du das erhaltene Schüler-BAföG nicht zurückzahlen.

Junges Mädchen sitzt am Laptop und beantragt Schüler-BAföG.

Schüler-BAföG beantragen: So geht’s!

Vorab: Der BAföG-Antrag ist mit Aufwand verbunden – aber es lohnt sich! Schließlich bekommst du als Schülerin oder Azubi einfach Geld vom Staat geschenkt.

Nächste gute Nachricht: Mittlerweile kannst du alles bequem online beantragen. Den BAföG-Antrag musst du beim zuständigen Amt für Ausbildungsförderung einreichen. Beim Bundesamt für Bildung und Forschung findest du eine Übersicht über alle kommunalen Ämter und ein Ausbildungsstättenverzeichnis – praktisch sortiert nach Bundesland.

Welche Dokumente brauche ich, um Schüler-BAföG zu beantragen?

Für die Beantragung brauchst du mehrere Dokumente. Damit das möglichst reibungslos läuft, haben wir dir einmal alle Dokumente zusammengefasst, die du brauchst.

  • Antragsformular: Die BAföG-Formblätter findest du online beim BMBF. Die kannst du da auch direkt online ausfüllen.
    • Formblatt 1: Antrag auf Ausbildungsförderung (selbst ausfüllen)
  • Schulbescheinigung: Du brauchst einen offiziellen Nachweis von deiner Schule.
    • Formblatt 2: Bescheinigung nach § 9 BAföG (Schule ausfüllen lassen)
  • Einkommensnachweise: Du brauchst einen Steuerbescheid deiner Eltern vom vorletzten Kalenderjahr.
    • Formblatt 3: Einkommenserklärung (Eltern ausfüllen lassen)

Wichtig: Dein Antrag kann erst bearbeitet werden, wenn dem zuständigen Amt alle Unterlagen korrekt ausgefüllt vorliegen!

Wie lange bekomme ich BAföG?

Wird dein Antrag auf Schüler-BAföG bewilligt, bekommst du den Zuschuss erstmal für ein Jahr. Läuft die Förderung ab, musst du einen neuen Antrag stellen. Kümmere dich da am besten schon frühzeitig darum. Grundsätzlich bekommst du BAföG aber während der gesamten Ausbildungszeit gezahlt.

BAföG-Reform 2022: Das hat sich geändert

Durch die Corona- und Weltwirtschaftskrise sind die Lebenshaltungskosten in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Das traf vor allem Azubis und Studierende ziemlich hart. Um diese finanziell etwas zu entlasten, wurde 2022 eine BAföG-Reform durchgeführt. Folgende Dinge haben sich geändert:

  • Freibeträge für das Einkommen der Eltern wurden deutlich erhöht.
  • Der Förderungshöchstbetrag wurde von 861 auf 934 Euro erhöht.
  • Das Höchstalter für BAföG wurde von 30 auf 45 Jahre angehoben.
  • Der BAföG-Antrag kann komplett digital gestellt werden.
  • Der Vermögensfreibetrag wurde von 8.200 auf 15.000 Euro angehoben (für Menschen ab 30 sogar auf 45.000 Euro)

Fazit: Von der Reform profitieren nicht nur junge Menschen, die bereits BAföG beziehen, sondern auch Studierende und Azubis, die unter Umständen bislang keinen Anspruch auf BAföG hatten. Dadurch steigt nicht nur die finanzielle Förderung an sich, sondern auch die Anzahl an Förderberechtigten.