Ausbildung Metall- und Glockengießer/in

Empf. Schulabschluss:
Hauptschulabschluss
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Arbeitszeit:
werktags
Du interessierst dich für diesen Beruf?

Metall- und Glockengießer/in Berufsbild

24 Tonnen Gewicht, ein Durchmesser von über drei Metern – die St. Petersglocke im Kölner Dom ist ein gewaltiges Ding! Allein der Klöppel wiegt 600 Kilo. So eine Riesenglocke herzustellen, ist natürlich ein ziemlich aufwendiger Akt. Wenn du nun wissen möchtest, wie aufwendig genau, kannst du das mit einer Ausbildung als Metall- und Glockengießer herausfinden. Darin fertigst du aber nicht nur Glocken an, sondern je nach deiner gewählten Fachrichtung auch metallene Maschinenteile oder alle erdenklichen Gebrauchsgegenstände. Du suchst einen traditionsreichen Handwerksberuf, besitzt aber auch eine kreative Ader? Dann ist das eine Ausbildung, die passt wie angegossen! 

Was macht man in der Ausbildung zum Metall- und Glockengießer?

Deine Hauptaufgabe in der Ausbildung als Metall- und Glockengießer ist es, Bauteile und Gebrauchsgegenstände aus Metall herzustellen, zu reparieren und zu restaurieren. Das können zum Beispiel Kirchen- und Schiffsglocken sein, aber auch Statuen, Armaturen, Garten- und Parkmöbel, Terrassengeländer oder Bauelemente für Maschinen und Geräte, zum Beispiel die Schaufel eines Baggers.

Möchtest du einen Gegenstand anfertigen, dann zeichnest du, entweder per Hand oder am Computer, zuerst eine Skizze und bastelst anschließend ein Modell. Nach diesem Modell fertigst du dann die Gussform an. Die besteht in der Regel aus Stein und Lehm und muss sehr hitzebeständig sein, damit sie nicht schmilzt, wenn du das flüssige Metall einlässt. Eine spezielle Beschichtung, mit der du die Form von innen bestreichst, sorgt dafür, dass sich das Metall später leicht lösen lässt.

Steht die Gussform, geht es in die heiße Phase: Du schmelzt Metall und füllst die Formen dann mit der gleißenden Masse. Das ist quasi wie Eiswürfelmachen – zumindest, wenn Eiswürfel aus einem glühend heißen Metallgemisch hergestellt würden. Es versteht sich von selbst, dass du gerade beim Guss von Kopf bis Fuß in Schutzkleidung steckst. Hat sich das flüssige Metall verfestigt und wurde aus der Form geschält, folgt durch Polieren und Schleifen die Feinarbeit. 

Im dritten Jahr deiner Ausbildung wählst du dann eine von drei Fachrichtungen. In der Zinngusstechnik ist besondere Fingerfertigkeit gefragt, wenn du allerhand große und kleine Dinge aus Zinn herstellst, reparierst und montierst. Die Kunst- und Glockengusstechnik dreht sich dagegen vollständig um die Anfertigung von Glocken und Kunstgegenständen. Hier sind auch gute Mathekenntnisse gefragt, denn du musst auch die Form und Wandstärke berechnen können, damit die Glocke später so klingt, wie sie klingen soll. Bei dieser Fachrichtung kommt es häufig vor, dass du deine Werkstatt verlässt und stattdessen auch mal in einem Rathaus- oder Kirchturm arbeitest. Die dritte Fachrichtung ist die Metallgusstechnik, in der du alltägliche Gebrauchsgegenstände und technische Maschinenteile anfertigst.

Wie läuft die Ausbildung zum Metall- und Glockengießer ab?

Als klassische duale Berufsausbildung verbringst du deine Zeit als Metall- und Glockengießer-Azubi zu gleichen Teilen in Betrieb und Berufsschule. In Gießereien lernst du das ganze praktische Handwerk vom Anfertigen der Gussform bis zum letzten Feinschliff kennen. Bei größeren Stücken wie einer Kirchturmglocke ist das oft ein wochenlanger Prozess. In der Berufsschule lernst du, wie du Werk- und Hilfsstoffe unterscheidest, zuordnest und handhabst, wie du die Betriebsmittel instand hältst oder wie du prüfst und misst. Daneben stehen aber auch Inhalte wie Arbeits- und Tarifrecht sowie Umweltschutz auf dem Plan. 

Wusstest du schon, dass...

  • mehr als 400 Arbeitsschritte nötig sind, um eine Kirchturmglocke herzustellen?
  • der Metall- und Glockengießer früher „Handformer Metall“ hieß?
  • Bronze eine Legierung aus Zinn und Kupfer ist?
  • im Ersten und Zweiten Weltkrieg zahlreiche berühmte Glocken, aber auch alle möglichen anderen Gegenstände aus Metall eingeschmolzen wurden, um daraus Munition herzustellen?
  • im Central Park in New York über 9000 Bänke verteilt sind? 9000! Eine Menge zu tun für die Metall- und Glockengießer der US-amerikanischen Großstadt.

Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen?

Als angehender Metall- und Glockengießer solltest du, ähnlich wie ein Metallbildner, sowohl handwerkliches Geschick als auch gestalterisches Talent mitbringen. Schließlich brauchst du eine gehörige Portion Kreativität und ein Gespür für Farben und Formen, wenn du zum Beispiel dekorative Gebrauchsgegenstände entwirfst. Gleichzeitig könntest du die guten Skizzen und Modelle ohne technisches Verständnis und Fingerfertigkeit nicht umsetzen.

Daneben solltest du körperlich fit sein, denn es ist eine ziemlich anstrengende Angelegenheit, die schweren Metallstücke zu bewegen. Und das sogar trotz aller Hilfsmittel, wie Lastenkränen und Co. Außerdem ist eine Werkstatt keine klimatisierte Bibliothek, hier geht es laut, dreckig und schweißtreibend zu – vor allem, wenn gegossen wird.

Ein bestimmter Schulabschluss wird für die Ausbildungsplätze nicht vorgegeben, aber die meisten Ausbilder wollen mindestens einen Hauptschulabschluss sehen. Am wichtigsten ist dabei deine Note in Mathematik, denn in jedem Werkstück stecken viele Berechnungen, zum Beispiel zur passenden Größe oder der nötigen Dicke. Wenn du dich auf die Kunst- und Glockengusstechnik spezialisieren möchtest, dann hilft dir außerdem musikalisches Gehör dabei, die Klangqualität der Glocken einzuschätzen.

Du solltest Metall- und Glockengießer/in werden, wenn …

  1. du sowohl handwerklich als auch kreativ arbeiten möchtest.
  2. laute Maschinengeräusche und unangenehme Gerüche dir nichts ausmachen.
  3. du so hitzeresistent bist, dass du sogar in der Hölle arbeiten könntest.

Du solltest auf keinen Fall Metall- und Glockengießer/in werden, wenn …

  1. ein körperlich anstrengender Job nix für dich ist.
  2. du schon auf einer Klappleiter Höhenangst bekommst.
  3. dich das kleine Einmaleins bereits komplett überfordert.