Als Jugend- und Heimerzieherin gibst du Kindern und Jugendlichen Halt, wenn sie (oft) niemand anderen haben. Du begleitest sie durch Krisen, bist Vorbild und Vertrauensperson. Der Beruf ist intensiv, aber auch unglaublich sinnstiftend.
Hier erfährst du alles, was du über die Ausbildung zur Erzieherin mit Schwerpunkt Jugend- und Heimerziehung wissen musst, und bekommst echte Einblicke in den Berufsalltag – ehrlich, nah und aus erster Hand!
„Wir sind oft die wichtigste Konstante im Leben der Kinder und Jugendlichen. Das bringt Verantwortung mit sich.“
Alina arbeitet seit vielen Jahren als Jugend- und Heimerzieherin in einer Wohngruppe. Sie teilt mit uns ihre Erfahrungen, Gedanken und Erlebnisse. So bekommst du ein realistisches Bild vom Alltag in der Jugendhilfe.
Es gibt verschiedene Wege, wie du Jugend- und Heimerzieher werden kannst.
Die überwiegende Mehrheit der Fachkräfte, die in der Jugend- und Heimerziehung arbeiten, haben die schulische Ausbildung gemacht.
Als Erzieherin für Jugend- und Heimarbeit hast du einen sehr sicheren Arbeitsplatz! Fachkräfte in diesem Bereich werden immer gesucht. Die meisten Erzieherinnen haben sich aber aus einem anderen Grund für den Beruf entschieden: Sinnhaftigkeit!
Du tust etwas, das wirklich zählt. Du gibst Kindern und Jugendlichen Halt und Orientierung und unterstützt sie auf ihrem Weg.
Die meisten Jugend- und Heimerzieherinnen arbeiten in stationären Wohngruppen der Jugendhilfe. Das sind Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche rund um die Uhr betreut werden. Es sind aber auch andere Arbeitsbereiche möglich.
Die meisten Jugend- und Heimerzieher arbeiten im Schichtdienst. Da in der stationären Jugendhilfe immer jemand da sein muss, fallen auch Nacht- und Wochenenddienste an. Die Arbeitszeit liegt meist bei 40 Stunden pro Woche, kann sich aber je nach Einrichtung, Tarifvertrag, Teamgröße und Schichtmodell unterscheiden.
Die Ausbildung ist schulisch aufgebaut und dauert 3–4 Jahre in Vollzeit. Du verbringst einen großen Teil der Ausbildung an einer Fachschule. Wie genau sich Theorie- und Praxisphasen abwechseln, hängt von der Ausbildungsvariante ab. Neben der klassischen Variante gibt es mittlerweile auch eine praxisintegrierte Variante (PiA).
Klartext: Abgesehen von mehreren Praktika verbringst du die ersten zwei Jahre der Ausbildung vor allem in der Schule. Im dritten Jahr der Ausbildung geht es dann voll in die Praxis. Im Berufspraktikum bzw. Anerkennungsjahr arbeitest du ein Jahr „richtig“ in einer Einrichtung mit.
In Baden-Württemberg kannst du die Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieherin als praxisintegrierte Ausbildung machen. Dabei bist du von Anfang an in einer sozialpädagogischen Einrichtung angestellt und wechselst regelmäßig zwischen Fachschule und Praxisstelle – ähnlich wie bei einer dualen Ausbildung.
Für beide Varianten gilt: Nach drei Jahren schließt du die Ausbildung mit einer staatlichen Abschlussprüfung ab. Die staatliche Anerkennung brauchst du, um später als Erzieherin im Kinderheim arbeiten zu dürfen. Je nachdem, wo du die Ausbildung gemacht hast, unterscheiden sich die Abschlussbezeichnungen.
Im Unterricht werden vielfältige Kenntnisse vermittelt, die dich optimal auf deine Arbeit vorbereiten. Dazu gehören unter anderem:
In verschiedenen Praktika kannst du die theoretischen Inhalte aus der Schule in einer Einrichtung anwenden, zum Beispiel einem Kinderheim. Dort lernst du den Tagesablauf kennen und übst dich im Umgang mit Jugendlichen, Eltern und anderen Mitarbeitern – Teamarbeit ist sehr wichtig. Außerdem bekommst du einen Überblick über den Aufbau und die Ablauforganisation einer Einrichtung.
Die Ausbildung erfordert in der Regel einen mittleren Bildungsabschluss (Realschule) und praktische Erfahrung – zum Beispiel im Rahmen eines FSJ, Praktika oder einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Die genauen Voraussetzungen variieren je nach Bundesland und Träger.
Praktische Erfahrung:
oder
Klartext: In Stellenausschreibungen klingen die Voraussetzungen zur praktischen Erfahrung oft ein bisschen kompliziert und unverständlich. Fakt ist: Du brauchst für die Ausbildung Vorerfahrung im Erziehungsbereich – was du genau brauchst, entscheidet jede Schule selbst.
Info: Wenn du die Fachhochschulreife oder das Abitur hast, brauchst du unter Umständen kein Vorpraktikum. Das hängt vom Träger ab. Du bist dir bei den Voraussetzungen unsicher? Dann frag bei der Schule oder Einrichtung nach.
Persönliche Eignung:
Für den Beruf brauchst du vor allem Belastbarkeit, Empathie und Geduld. Du musst auch in stressigen Situationen ruhig bleiben – Unsicherheiten spüren die Kinder und Jugendlichen sehr schnell.
Im Alltag bist du nicht einfach nur Betreuerin: Du bist Bezugsperson, Krisenmanagerin, Vorbild und oft die erste erwachsene Person, die wirklich zuhört.
Bei der praxisintegrierten Variante der Ausbildung liegt die Ausbildungsvergütung gemäß TVAöD-Pflege bei 1.416 Euro brutto im ersten Jahr, 1.477 Euro im zweiten und 1.578 Euro im dritten Ausbildungsjahr.
Hinweis: Die Zahlen beziehen sich auf den Tarifvertrag für Azubis im öffentlichen Dienst Pflege (TVAöD-Pflege).
Es ist sehr schwierig, konkrete Aussagen über das Gehalt zu treffen, da es von vielen verschiedenen Dingen abhängt – zum Beispiel Tarifvertrag, Träger und Ausbildungsvariante.
Machst du die normale schulische Variante, bekommst du in den ersten zwei Ausbildungsjahren keine Vergütung. Gehalt gibt es erst im Berufspraktikum bzw. Anerkennungsjahr. Da bekommst du dann ein Praktikumsentgelt von bis zu 1.877 Euro.
Ausbildungsjahr | schulische Ausbildung | praxisintegrierte Ausbildung* |
1. Ausbildungsjahr | - | 1.416 Euro |
2. Ausbildungsjahr | - | 1.477 Euro |
3. Ausbildungsjahr | 1.877 € (Berufspraktikum) | 1.578 Euro |
*TVAöD - Pflege (brutto/Monat)
Wichtig: Du kannst auch nach anderen Tarifverträgen bezahlt werden, zum Beispiel, wenn du in einer kirchlichen, privaten oder öffentlichen Einrichtung arbeitest.
Good to know: Falls du in den ersten beiden Ausbildungsjahren keine Ausbildungsvergütung bekommst, hast du unter Umständen Anspruch auf Schüler-BAföG.
Das Einstiegsgehalt variiert je nach Einrichtung, Bundesland und Tarifvertrag. In der Regel kannst du mit einem Einstiegsgehalt von durchschnittlich 3.000-3.500 Euro brutto im Monat rechnen. Später kannst du mit Zuschlägen und je nach Berufserfahrung und Tarifstufe bis zu 5.000 Euro verdienen.
Bedenke: Auf dein Grundgehalt kommen meistens noch Zuschläge, zum Beispiel für Schicht- und Wochenendarbeit. Wenn du zum Beispiel bei einer kirchlichen Einrichtung in Bayern arbeitest und nach dem Tarifvertrag der Diakonie bezahlt wirst, bekommst du ein Grundgehalt von 3.432 Euro. Mit dem Fachkräftezuschlag von 100 Euro und noch weiteren Zuschlägen von etwa 230 Euro bist du dann insgesamt schon bei rund 3.700 Euro.
Tarif | Einstiegsgehalt | Nach 1 Jahr | Nach 4 Jahren |
---|---|---|---|
Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst, Sozial- und Erziehungsdienst | 3.413 Euro | 3.636 Euro | 3.868 Euro |
Tarifvertrag Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) Diakonie* | 3.761 Euro | 3.941 Euro | 4.127 Euro |
Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder Sozial- und Erziehungsdienst (TV-L S) | 3.344 Euro | 3.691 Euro | 3.855 Euro |
**(außer Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Bayern, Rheinland-Pfalz)
Als Jugend- und Heimerzieher hast du nicht nur einen sinnvollen, sondern auch einen zukunftssicheren Beruf. Möchtest du dich fachlich und persönlich weiterentwickeln, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Die Aussichten sind hervorragend: Jugend- und Heimerzieher werden dringend gesucht – heute und auch in Zukunft. Der Bedarf an stationären Hilfen für Kinder und Jugendliche nimmt langfristig zu. Die Jugendhilfe wird es immer geben, denn es wird auch in Zukunft Kinder geben, die (leider) in schwierigen familiären Verhältnissen aufwachsen und professionelle Unterstützung brauchen.
Außerdem ist es ein Beruf, der nicht durch KI oder Maschinen ersetzt werden kann. Was hier zählt, sind echte Beziehungen, Vertrauen und emotionale Präsenz – Dinge, die nur Menschen leisten können.
Fazit: Mit der Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieherin entscheidest du dich für einen extrem krisensicheren Job!
Wichtig: Das Bewerbungsverfahren hängt von der Ausbildungsart und dem Träger ab. Bei der klassischen schulischen Ausbildung bewirbst du dich in der Regel direkt bei der Fachschule. Die vergibt die Plätze, nicht die Einrichtung, in der du später arbeitest.
Bei den praxisintegrierten Modellen (PiA) bewirbst du dich meist direkt beim Träger, der dich ausbildet und dir gleichzeitig den Schulplatz sichert.
Tipp: Anhand der Stellenausschreibung siehst du direkt, ob du dich bei der Schule oder beim Träger bewerben musst.
Wichtig: Je nach Schule oder Träger unterscheiden sich die geforderten Unterlagen etwas voneinander. Lies dir die Stellenausschreibung aufmerksam durch und achte darauf, dass deine Bewerbung vollständig ist.
Praktische Erfahrung bringt dir einen großen Vorteil! Gehe in deinem Anschreiben darauf ein. Erkläre, was du genau gemacht hast und was du mitgenommen hast. Das kann ein guter Aufhänger sein, um klarzumachen, warum du dich für die Ausbildung interessierst.
Allgemeine Infos und Tipps zu Anschreiben, Lebenslauf & Co. gibt es in unserem Bewerbungsratgeber.
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